John Trengove über seinen Film
Die Wunde entstand aus dem Bedürfnis heraus, den klischeehaften Darstellungen von schwarzer Männlichkeit, wie sie innerhalb und außerhalb des afrikanischen Kinos existieren, etwas entgegenzusetzen. Für einen weißen Mann wie mich ist es natürlich nicht unkompliziert, schwarze, marginalisierte Lebensrealitäten abzubilden. Tatsächlich ist es sogar hochproblematisch. Mir war es wichtig, dass die Geschichte des Films selbst dieses Problem mitabbildet.
Kwanda ist ein Außenseiter gegenüber der traditionellen Welt, der mehr oder weniger meine eigenen Ideen über Menschenrechte und die Freiheit des Einzelnen zum Ausdruck bringt. Er ist aber auch zugleich das Problem. Seine Vorurteile bringen andere, die viel mehr als er selbst zu verlieren haben, in große Gefahr. Das war meine Art zu sagen: »Ich habe keine Antworten, und meine eigenen Werte haben hier nicht unbedingt Gültigkeit.«
Von einem Film kann nicht erwartet werden, dass er Lösungen für die Millionen queerer
Menschen Afrikas bereithält. Dem Film bleibt nur übrig, die Krise so darzustellen, wie sie
ist: als eine tiefe und sich sogar noch ausweitende Schlucht. Während wir das Drehbuch
für
Die Wunde geschrieben haben, lieferte uns unerwartet Robert Mugabe Inspiration.
Statements von ihm und anderen führenden afrikanischen Politikern stellen Homosexualität
als ein Symptom westlicher Dekadenz dar, das die »traditionelle« Kultur bedrohe. Da
dachten wir: OK, lass uns genau diese Idee für unsere Geschichte nutzen. Wir haben uns
vorgestellt, dass »Schwulsein« wie eine Art Virus den patriarchalen Organismus angreift
– und uns gefragt, was dann passieren könnte, wie jener Organismus auf diese Art des
Eindringens reagiert.